Unsere Projekte

Das Thematische Netzwerk hat das Ziel, die unterschiedlichen Ausdrucksformen des transnationalen Wandels in Lateinamerika und ihrer lokalen Gegensätze aus einer internationalen und interdisziplinären Perspektive zu analysieren, mit besonderem Blick auf den patagonischen Raum. Dabei werden Fragen mit gesellschafts-, kultur- und geopolitischer Relevanz erforscht: Einerseits geht es um die empirische Analyse sozialer Ungleichheit und ökologischer Nachhaltigkeit infolge kapitalistischer Wachstumsdynamik vor Ort und andererseits um die vielfältigen kulturellen und ästhetischen Ausdrucksformen in einer transnationalen Region mit unterschiedlichsten gesellschaftlichen Einflüssen. Diese Fragen werden konkret im Rahmen von fünf Teilprojekten bearbeitet, die im Folgenden genauer vorgestellt werden.


Romanistik

Literaturwissenschaft


Soziologie


Sozialgeographie


Geschichte


IWK

Patagonische Literatur zwischen strategischem Essentialismus und Transnationalität

Das Unterprojekt “Patagonische Literatur zwischen strategischem Essenzialismus und Transnationalität” nimmt sich vor, die patagonische Literatur im internationalen wissenschaftlichen Diskurs sichtbar zu machen, indem es die literarische Produktion einer Genzregion untersucht, die historisch – als ‘Ende der Welt’ – außerhalb der Weltordnung verortet wurde; gerade hier entstand aber eine eigene, eben in Patagonien geschriebene Literatur, die sich aus ganz heterogenen, transkulturellen Einflüssen speist, und deren (ästhetische) Ausdrucksformen Zeugnis ablegen von Prozessen der Konstruktion, der Diskursivierung und der Performativität, durch die mögliche individuelle und kollektive Identitäten sich artikulieren.

Interkulturelles Schreiben, Erinnerungskultur und Menschenrechte im transnationalen Patagonien

In der Folgephase (2019-2020) widmet sich ein weiteres literatur- bzw. kulturwissenschaftliches Unterprojekt – (u.a.) in Zusammenarbeit mit der Geschichte – dem interkulturellen bzw. interethnischen Schreiben, der Erinnerungskultur und den Menschenrechten im transnationalen Patagonien. Dabei wird ein im Anschluss an die erste Förderphase ein vertiefender Blick auf die Auswirkungen der für die Region typischen Erfahrung von Genozid und Militärdiktatur auf die regionale Literatur und die Narrative von Betroffenen geworfen.

Sozial-ökologische Widersprüche kapitalistischer Landnahme: Das Beispiel der Holz- und Wasserwirtschaft in Südchile

Das Teilprojekt der Soziologie bearbeitet die Widersprüche zwischen den wachstumsorientierten Aktivitäten extraktivistischer Industrien, die auf Ausbeutung von Naturressourcen basieren und in den Weltmarkt eingebunden sind, sowie den dadurch erzeugten sozial-ökologische Ungleichheiten, die sich in entsprechenden sozialen Konflikten vor Ort niederschlagen. Dabei stehen die Holzwirtschaft in der Region Araucanía und die Auswirkungen ökonomischer Tätigkeiten auf die Wasserversorgung in Südchile insgesamt im Fokus.

Zur Infrastruktur des Extraktivismus: Soziale Konflikte entlang der chilenischen „Ruta de la Madera“

In der Folgephase (2019-2020) wird im Rahmen des soziologischen Teilprojekts anhand der Logistik der chilenischen Holzindustrie eine qualitative Studie zur Infrastruktur des Extraktivismus erstellt. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie globale Handelsströme und Produktionsnetzwerke die lokalen Konflikte strukturieren.

„Patagoniens geographische Imagination“ und „Gesellschaftliche Raumverhältnisse und ökologische Krise in Patagonien“

Die Teilprojekte untersuchen die Verhältnisse von Gesellschaft und Raum am Beispiel Patagoniens. Das Projekt „Patagoniens geographische Imagination“ rekonstruiert Prozesse der Re-/Produktion Patagoniens als „Region“ und soll vergleichend mit Befunden aus dem europäischen Kontext grundlegende Muster der Regionskonstruktion herausarbeiten. Das Projekt „Gesellschaftliche Raumverhältnisse und ökologische Krise in Patagonien“ untersucht am Beispiel von Ressourcenkonflikten und Alltagspraktiken die Rolle raumbezogener Deutungsmuster, Wissens- und Praxisformen im sozial-ökologischen Kontext.

Konstruierte geographische Wirklichkeiten Patagoniens

In der Folgephase (2019-2020) widmet sich die sozialgeographische Gruppe im Thematischen Netzwerk einerseits der Problematik transnationaler Wissenschaft, in dem es die argentinisch-deutsche Patagonienforschung am Beispiel der Geographie untersucht. Andererseits wird es vertiefend um die Rolle visuellen Materials bei der Erzeugung der geographischen Imagination Patagoniens gehen.

Geschichte

Die Mapuche-Indianer bedienen sich in ihrem Kampf gegen Enteignung und Vertreibung – sei es durch das Regime Pinochets oder durch multinationale Konzerne wie Benetton – seit Jahrzehnten der Sprache der Menschenrechte und kooperieren dabei mit internationalen NGOs. Auf diese Weise ist es ihnen gelungen, lokalen Konflikten internationale Relevanz zu verleihen. Das Teilprojekt spürt an diesem Beispiel der Bedeutung lokaler Konflikte für die Globalisierung des Menschenrechtsaktivismus nach und fragt dabei auch nach dem bisher von der Geschichtswissenschaft kaum untersuchten Zusammenhang von Wirtschaft und Menschenrechten.

Prozessmoderation der Kommunikation im Thematischen Netzwerk Patagonien

Interaktionen der Partner des Thematischen Netzwerks finden außerhalb der Präsenztreffen in virtueller Form auf der Lernplattform „Intercultural Campus“ statt. Hierzu zählen Ringvorlesungen der beteiligten Netzwerkpartner, aber auch Teambesprechungen und – im Rahmen des Aufbaus eines gemeinsamen Studienangebots – unterschiedliche Formen betreuter Online-Lehrangebote einschließlich gemeinsamer Diskussionsforen und der Erstellung von projektthemenbezogenen Wikis.

Um vor dem Hintergrund der unterschiedlichen disziplinären, sprachlichen und kulturellen Ausgangskontexte der Projektpartner eine möglichst effektive Kommunikation gewährleiten zu können, wird ein Konzept der interkulturellen Prozessmoderation erarbeitet und als Metaebene in die Projektaktivitäten eingebunden.

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